Die Kornflaschen in Friedeburgerhütte sind Monumente des Kupferschieferbergbaus, die an andere Aspekte erinnern als viele der weiteren Überreste in der Region Mansfeld-Südharz. Denn neben der Arbeit im und am Berg sowie der Verarbeitung des Kupferschiefers war auch der Alltag der Arbeiter von uns heute fremden, aber dennoch interessanten Traditionen bestimmt.
Früher erhielten die Arbeiter des Bergbaus neben ihrem doch recht kläglichen Einkommen oft einen zusätzlichen Lohn, der sogenannte Deputatlohn. In der Regel bestand dieser Deputatlohn aus Nahrungsmitteln wie Getreide. So auch bei den Berg- und Hüttenleuten des Kupferbergwerks in dem einstigen Industriedorf Friedeburgerhütte.
Um die vielen Arbeiter und ihre Familien versorgen zu können, errichtete eine der Mansfelder Kupfergewerkschaften zwischen 1825 und 1841 zehn Silos mit einer Höhe von 9,5 Metern und einem Durchmesser von rund 4,5 Metern in dem lehmhaltigen Boden am Rande der Ortschaft Friedeburgerhütte.
Für den Bau der Silos wurde die bei der Verschmelzung des Kupfererzes entstehenden Schlacke verwendet, aus denen die Mansfelder Kupferschlackensteine gefertigt wurden. Diese gaben den Silos ihr schwarz-gräuliches Aussehen. Die Steine selbst waren wasserabweisend. Die Verfugung mit dem Lößlehm des Bodens ermöglichte zudem eine wasserdichte Lagerung des Korns. Die Deckel zu den flaschenförmigen Speichern waren unterirdisch in einem Meter Tiefe eingelassen, um eine konstante Temperatur bei der Lagerung gewährleisten zu können. Die Lagerung unter der Erde hielt außerdem Ungeziefer fern. Dadurch konnte das Korn über lange Zeit in den Speichern aufbewahrt werden. Der Inhalt und ihre Form brachten den Silos schließlich den Namen Kornflaschen ein.
Die Kornflaschen von Friedeburgerhütte wurden bis 1870 als Getreidespeicher genutzt. 1913 wurde an dem Hang Lehm zur weiteren Verarbeitung abgetragen, wobei die meisten Kornflaschen zerstört wurden. Die anderen waren über die Jahrzehnte der Verwitterung ausgesetzt und verfielen zusehends. 1995 wurde mit der Sanierung von zwei verbleibenden Kornflaschen begonnen, wobei man noch eine dritte fand. Doch verschiedene Umwelteinflüsse wirkten weiter auf den Verfall der Silos ein, weshalb 2014 ein erneuter Sanierungsversuch begann. Dabei stürzte eine der Kornflaschen ein.
Die Kornflaschen in Friedeburgerhütte wurden vor einiger Zeit noch als Freizeitstätte für Kinder und einen Chor genutzt. Später fanden auf dem Festplatz an den Kornflaschen auch einige Veranstaltungen statt, um die kulturhistorische Bedeutung dieser Speicher hervorzuheben. Die zwei verbleibenden Kornflaschen stehen mittlerweile unter Denkmalschutz und sind nicht mehr begehbar. Interessierte können dennoch einen Blick in die Silos werfen und sich von diesen Monumenten des Kupferschieferbergbaus begeistern lassen.